So entsteht Neues aus Altem
Was heute achtlos im Müll landet, kann morgen der Anfang von etwas Neuem sein. Ob Elektroschrott, Stoffreste, Laub oder Kokosnussschalen – da steckt noch jede Menge Potenzial drin. Kreative Köpfe beweisen: Müll ist nicht die Endhaltestelle für verbrauchte Produkte, sondern kann ein Rohstoff für ganz neue Ideen sein.
Wir stellen euch 5 smarte Möglichkeiten vor:
1. Individuelle Designerstücke aus alter Kleidung
Statt Wollreste wegzuwerfen, verwandeln Jutta und Faraaz vom Bielefelder Modelabel „NOU.NISS“ sie in individuelle Lieblingsstücke. Aus kleinen Stoffquadraten entsteht nach Kundenwunsch neue, einzigartige Kleidung. Die Pullover setzten ein klares Zeichen: Alte Kleidung verliert ihren Wert nicht, wenn sie repariert oder neu zusammengesetzt wird. Ganz im Gegenteil: Durch die zusätzliche Arbeit und Kreativität steigt ihr Wert sogar.
Auch in Chemnitz gibt man alter Kleidung einen neuen Wert: Babette Sperling, Modedesignerin und Gründerin von „UndoYarn“, gewinnt mit ihrem Team Garn aus alten Pullovern. Ganz wie zu Urgroßmutters Zeiten werden die Fasern wieder aufgedröselt. Moderne Technik unterstützt sie bei der mühevollen Arbeit. Ihre eigens entwickelte Maschine wurde mit dem Preis der „Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland“ ausgezeichnet.
2. Möbel aus Elektroschrott
Wer hätte gedacht, dass ein alter Fön oder ein kaputtes Kabel einmal ein Designerstuhl werden kann? Die dänische Firma „Mater“ verwandelt Elektroschrott und Industrieabfälle in elegante Möbelstücke. Aus 4,5 Kilogramm Abfall entsteht ein Stuhl, der aussieht wie Stein und sich anfühlt wie Holz. Dabei ist jeder Stuhl dank seiner unterschiedlichen Ausgangsrohstoffe ein echtes Unikat. So entsteht aus vermeintlichem Schrott ein langlebiges Lieblingsstück.
2022 hat „Mater“ 38 Tonnen Müll zu Möbeln verarbeitet.
3. Kokosnuss-Paletten statt Holz-Paletten
Weltweit werden Millionen Kokosnüsse geerntet und ihre Schalen anschließend als Müll verbrannt. Eine Verschwendung! Das findet auch „Cocopallet“ aus Amsterdam und hat sich etwas einfallen lassen. Das niederländische Unternehmen kauft die Schalen direkt von den Kokosnuss-Bauern und bereitet sie als stabile, biologisch abbaubare Transportpaletten auf. Eine günstigere Alternative zu den Holzpaletten, für die Millionen Bäume jährlich gefällt werden.
Wusstet ihr, dass jährlich 1,7 Mrd. Holzpaletten verwendet werden, um Produkte aus Asien in den Rest der Welt zu liefern?
4. Papier aus Laub
Warum erst Bäume fällen, wenn der Rohstoff für Papier bereits auf dem Boden liegt: Das Start-up „Releaf Paper” stellt Papier aus herabgefallenen Blättern her. Sogar große Marken setzten bereits darauf und verwenden Papiertüten, Geschenkverpackungen und Kartons aus Laub-Papier.
Der Anteil von Papier, Pappe und Kartons steigt durch den Trend Kunststoffe durch Papier zu ersetzen immer weiter an. Mit seiner Geschäftsidee von „Releaf Paper“ ist der Ukrainer Valentyn Frechka deshalb ein Pionier: Schon 2018 kam er auf die Idee, Papier aus Laub herzustellen und so die Produktion von Verpackungen nachhaltiger zu gestalten.
5. Aus Alt mach´ Neu: Kreislaufwirtschaft im Konzeptladen
Der Konzeptladen „Wiederschön“ in Leipzig zeigt wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. Unterstützung erhält der Shop von Künstlern und Designern. So entstehen aus alten Graffiti-Wänden Anhänger, Ohrringe oder Ketten. Ein 3D-Drucker zaubert aus Kunststoffabfällen kreative Alltagsgegenstände. Außerdem gibt es im Laden eine lebendige Tauschbörse.
Es lohnt sich, vermeintlichen Schrott oder Abfall zweimal umzudrehen, bevor wir ihn endgültig entsorgen. Mit etwas Erfindergeist und dem Mut, Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten, offenbart sich ein nahezu unendliches Potenzial. Und genau das brauchen wir: eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, statt einer Wegwerfgesellschaft. Denn Nachhaltigkeit beginnt nicht mit Verzicht – sondern mit Ideen, die Mut machen.
