Während unsere genügsame Kuh Thea auf der frischen Weide genüsslich ihr Gras futtert, schaut sich unser Mäuschen Mila auf einem nahegelegenen Erlebnisbauernhof um. Drei süße Kälbchen stehen im Stall und wedeln aufgeregt mit ihren Schwänzchen, weil eine kleine Gruppe Kinder so schön mit ihnen spielt.
Mila wird entdeckt
Ein plötzlicher Ruf reißt Mila aus ihrer Entzückung. „He, was machst du denn hier?“ Die kleine Maus macht vor Schreck einen riesigen Satz und flitzt in die nahegelegene Futterkrippe, in der Strohhüte abgelegt sind. Darin kann sie sich super gut verstecken. Ihr kleines Mauseherz klopft immer noch wie wild, als sie die Stimme noch einmal hört: „Lauf doch nicht weg kleines Mäuschen.“ Das war ja seltsam, dachte Mila. Die Stimme klingt eigentlich gar nicht gefährlich. Mila linst aus ihrem Versteck und sieht wie ein junger Mann amüsiert in ihre Richtung blickt.
Aber nur einen kurzen Moment später wendet er sich den Kindern bei den Kälbchen zu und trommelt sie zum Heueinfahren zusammen. Die Kinder sind gespannt was jetzt wohl passiert und folgen dem jungen Mann vor das große Scheunentor. Hier angekommen, setzen sich manche direkt auf den Boden, andere klettern auf umgekippte Strohballen, um den Worten von Tobi besser lauschen zu können. Tobi – das ist der Name des jungen Mannes, der eben auch nach Mila rief. Er muss etwas ganz Besonderes sein. Denn ausnahmslos alle Kinder folgen ihm ohne Widerworte und sind ganz still als er spricht. Seine dunkelbraunen Augen blitzten vor Freude und seine Grübchen sind stille Zeugen seiner frohen Natur. Besonders lustig findet Mila seine roten Haare. Denn die strubbeln in alle Himmelsrichtungen.
Tobi teilt den Kindern mit Käse belegte Butterschnitten aus. Und während die Kinder laut schmatzend das Brot vertilgen, beginnt der Rotschopf zu erzählen.
Die Heuernte
„Eine der wichtigsten Aufgaben im Sommer für einen Bauernhof ist es, das Heu zu machen: Also die Heuernte. Denn im Winter, wenn keine frischen Grashalme mehr wachsen und die Wiese mit einer sanften Schneedecke überzogen ist, gibt es für die Tiere nur das gelagerte Heu zu fressen. Dieser Heuvorrat muss dann für die langen Wintermonate reichen. Könnt ihr euch vorstellen, wie viel Arbeit das damals war? Damals, als es noch keine Traktoren und Mähdrescher gab?“
Ein Junge mit einer Brille auf der Nase, angelt eine Scheibe Käse vom Brot, steckt seinen Finger durch das Loch in der Käsescheibe und knabbert dann den Käse rings um den Finger ab. Mila läuft das Wasser im Mund zusammen.
Tobi stört sich nicht an dem Käsegenießer und spricht weiter: „Heutzutage mäht ein Traktor ratzefatz das Gras. Dann bleibt es einige Zeit liegen, bis es von der Sonne auf der Oberseite getrocknet ist. Später wirbelt ein Wender das Heu umher und lockert es auf. Denn die warmen Sonnenstrahlen müssen das Heu überall berühren, damit es gleichmäßig trocknen kann. Das ist beinahe wie im Backofen, wenn ihr Pommes backt. Die müssen auch gewendet werden. Und zwar so lange, bis sie von allen Seiten schön knusprig sind. Nach ungefähr drei bis fünf Tagen ist das Heu dann fertig in der Sonne gebacken. Puuuh … das dauert ganz schön lang, oder? Schließlich wird das Heu in große Blöcke gepresst und auf einen Anhänger gestapelt.“
Plötzlich springt Carlo, der Junge mit der Brille, aufgeregt von seinem Heuballen: „Fahren wir jetzt etwa alle mit dem Traktor?“ Tobi schmunzelt und teilt den Kindern Strohhüte aus, die sie sich direkt auf den Kopf setzen. Ohne die Frage zu beantworten, klatscht er in die Hände und ruft mindestens genauso aufgeregt wie Carlo: „Ok. Los geht’s. Lasst uns ins Heu gehen.“ Auch unsere Mila ist dabei. Denn das Mäuschen sitzt immer noch auf einem Strohhut, der sich nun aber eben auf Carlos Kopf befindet. Wie ein blinder Passagier wird sie nun überall dahin mitgenommen, wo auch der Junge hingeht.
Und wieder schlägt ihr kleines Mäuseherz wie wild. Ihr könnt es euch sicher vorstellen.
„Lasst uns ins Heu gehen“
Auf dem Feld angekommen, erwarten Mila und die kleine Kinder-Gruppe bereits ein grüner Traktor mit einem großen Anhänger. Es ist sofort ersichtlich: Dort oben auf dem Hänger haben fleißige Helfer und Helferinnen schon einen kleinen Berg Heu angehäuft. Mit riesigen Heugabeln spießen die starken Leute das Heu auf und wuchten es auf den Hänger. Und jetzt geht’s auch für die Kinder los: Tobi schickt einige von ihnen hinauf auf den Traktorhänger direkt auf das Heu. Dort sollen die Kinder das getrocknete Gras sanft zusammentreten. So wird Platz für mehr Heu. Alle anderen bekommen einen Rechen. Ihre Aufgabe ist es, die auf dem Feld liegenden Heu-Reste zu kleinen Haufen zusammenzurechen – damit nix verschwendet wird.
Carlo beäugt den Rechen skeptisch. Er will doch eigentlich viel lieber mit den Anderen auf den Heuhänger hinauf. Aber es bleibt ihm nur ein klitzekleiner Augenblick sich darüber zu ärgern. Denn ein lautes Scheppern lässt den Jungen so heftig zusammenzucken, dass er den Rechen fallen lässt. Er blickt zum Horizont und sieht eine fiese dunkle Gewitterwolke. Carlo wirft all seine Gedanken über Bord. Er versteht die Situation sofort: Jetzt muss es schnell gehen und alle müssen zusammenhalten. Auch Mila hat sich heftig erschrocken und reckt nun ihr besorgtes Schnäuzchen zum Himmel. Ein Regentropfen plumpst auf ihr Näschen und dann noch einer. Die Maus blickt unruhig zu den Anderen hinüber. Alle sind alarmiert. Alle müssen sich beeilen.
Schaffen es Mila, Tobi, Carlo und seine Freunde noch rechtzeitig, das Heu vor dem Regen zu retten? Das erfahrt ihr bald in Teil 3.
(Falls ihr Teil 1 verpasst habt, gelangt ihr hier direkt hin und erfahrt die ganze Geschichte vom Sommer auf dem Erlebnis-Bauernhof mit Thea & Mila)