Thea & Mila bereiten sich auf Weihnachten vor
Die dunkle Jahreszeit und die anziehende Kälte legen sich über das Land. Es ist Ruhe eingekehrt in der Natur. Die majestätische Linde auf dem Bauernhof hat ihre Blätter abgeworfen. Die Bienen im Bienenstock versammeln sich dicht um ihre Königin und wärmen sich gegenseitig. Der Igel hat es sich in einem Laubhaufen unter einer dichten Hecke gemütlich gemacht. Und in einem unterirdischen Bau, ganz tief, liegt die Murmeltierfamilie eng aneinander gekuschelt und hält Winterschlaf. Die Schwalben können mit dem Winter so rein gar nichts anfangen und haben sich deshalb in den Süden verzogen.
Aber was treiben eigentlich unsere zwei Freundinnen Thea und Mila?
Thea liebt die winterliche Ruhe im Stall. Und auch, wenn sie die Schwalben gern hat – mit ihren waghalsigen Sturzflügen durch die offenen Stalltore haben die Vögel der gemütlichen Milchkuh Thea schon oft einen richtigen Schreck eingejagt. Jetzt ist es schön still und es duftet nach Heu. Nur die zwei Laufenten schnattern manchmal aufgeregt, weil sie sich um die herumliegenden Futterreste streiten. Überhaupt ist es jetzt richtig gemütlich im Stall. Durch die großen Milchkühe ist es schön warm. Der Bauer hat sogar ein kleines Licht angelassen.
Der Kristallpalast
Thea und Mila widmen sich momentan aber anderen Dingen: „Wow, sieh mal Thea! Der hier oben,“ strahlt das Mäuschen Mila ihrer Freundin Thea entgegen. „Der schaut aus wie eine ganz besonders hübsche Eis-Blüte: In der Mitte schillert er wie ein Diamant und dann teilen sich zart sechs Blättchen ab. Alle gleich. Eine perfekte Blume aus Eis. Und der dort drüben. So einen schönen Eiskristall habe ich noch nie gesehen.“ Thea staunt ebenfalls: „Schau nur, der Kristall direkt vor deiner Nase sieht aus, wie eine ganz feine Feder von den Schnatterenten.“ Mila muss kichern. Die kleine graue Maus schlägt entzückt die Hände zusammen: „Oh Thea! Ich möchte sie am liebsten alle mitnehmen und in meiner kleinen Schatzkiste aufbewahren.“
Wenn Ihr die Beiden doch nur sehen könntet! Thea hat ihren Kopf auf ein Fensterbrett im Stall abgelegt. Vorn auf ihrer rosa Nasenspitze sitzt die kleine Maus Mila. Sie betrachten die Eiskristalle am Fenster. Draußen ist es jetzt so kalt, dass sich am Fenster Millionen Eiskristalle bilden. Einer schöner als der andere. Richtige Kunstwerke. Aber allzu lang bleiben sie dort leider nie stehen. Denn an den Fensterbänken, mit den alten hölzernen klapprigen Fenstern, zieht es ganz schön. Brr … kalt.
Nur noch ein klitzekleines bisschen länger schauen. Mila bittet ihre Freundin Thea ihren Kopf etwas weiter zu strecken, damit das Mäuschen auch die Kristalle weiter oben am Fenster betrachten kann. Sie sind perfekt. Jeder einzelne ist perfekt. Sterne, Federn, filigrane Blätter, Blüten… so viele Formen hat der Winter an die Fenster gezaubert. Es glitzert und glänzt wie in einem Kristallpalast.
Weihnachtsstimmung im Stall
Oha. Was ist das? Plötzlich kann Mila von hier oben ja sogar hinaus in die Ferne blicken. „Du, Thea? Was sind das für viele schöne Lichter dort hinten im Dorf. Das strahlt ja richtig. Da wird mir ja richtig warm ums Herz.“ piepst die Maus.
Die schwarz-weiß-gescheckte kluge Thea kennt die Antwort und erklärt sanft: „Meine liebste Mila. Dann haben die Lichter schon ihren Zweck erfüllt. Die Menschen schmücken ihre Häuser und Wohnungen, um das Licht in die Dunkelheit zu bringen. Sie machen es sich gemütlich mit Kerzen. Kuscheln mit ihren Liebsten. Lesen sich magische Geschichten vor. Singen, spielen, basteln und backen, so dass es nur so wunderbar duftet überall. Sie lassen den Trubel der warmen, lebhaften Monate hinter sich und bereiten sich so auf die Weihnachtszeit vor.“
Mila hat ihr Näschen ganz dicht an die Scheibe gedrückt, so dass die Eiskristalle ringsherum schmelzen. Dass ihre Nase dabei ganz kalt wird, bemerkt sie überhaupt nicht. Denn gerade in diesem Moment geht ihr ein Licht auf! WEIHNACHTEN!! Da hat das Mäuschen doch letztes Jahr von einem Mädchen ein Stück Käse geschenkt bekommen. Die kleinen Mäuse-Augen werden jetzt riesengroß. Mila kann sich noch richtig gut erinnern, wie hübsch es bei den Menschen geschmückt war. Jetzt hält es Mila nicht mehr aus. Sie springt von Theas Nasenspitze auf das Fensterbrett. „Thea, wir wollen es uns auch gemütlich machen und alles fein herrichten für das Fest.“ – Gesagt, getan. Schwupps war das Mäuschen verschwunden. Thea bleibt verdattert zurück.
Es dauert eine ganze Weile, bis das Mäuschen wieder auftaucht. Im Schlepptau hat es allerlei Krimskrams. Mila stapelt Knöpfe, Muscheln, Stroh, Fadenreste, Münzen, Eicheln und glitzernde Steinchen sorgfältig zu einem großen Haufen. „Das wird wohl noch ein Weilchen dauern“, schmunzelt die große Thea und setzt sich neben Milas kleine Schätze. Die Maus hingegen ist schon längst wieder verschwunden. Mehrmals flitzt sie hin und her und trägt alles zusammen. Zum Schluss zieht sie laut keuchend einen Kiefernzapfen hinter sich her. Thea reagiert sofort und hilft der Maus den viel zu großen Zapfen mit ihrem Maul sanft neben die anderen Sachen zu legen.
Voller Vorfreude betrachtet Mila-Maus ihre Schätze und ruft zufrieden: „Thea, wir werden unseren Stall in ein gemütliches Weihnachtsparadies verwandeln!“ Und deshalb mag Thea den Winter so: denn dann ist ihre Freundin fast ausnahmslos bei ihr im warmen Stall.
In den nächsten Tagen raschelt, knistert, pocht und klirrt es. Den großen Kiefernzapfen aber legen die beiden Tiere bei Seite. Den brauchen sie später noch. Wisst ihr wofür der Zapfen sein könnte?