Ein Traum auf dem Erlebnisbauernhof? Eine etwas andere Geschichte.
Mila hat es geschafft, unbemerkt in einem Strohhut auf dem Kopf von Carlo – dem kleinen Jungen mit Brille – zu landen. Auf dem Erlebnisbauernhof gefällt es ihr bisher wirklich gut. Das Mäuschen hat Kinder mit süßen Kälbchen spielen sehen und von dem Stalljungen Tobi einiges über die Heuernte gelernt. Jetzt befindet sie sich mit Tobi, Carlo und den anderen Kindern auf dem Feld. Sie alle helfen dabei, das trockene Heu auf den Traktor-Hänger zu laden, als plötzlich ein lauter Knall Mila bis ins Mark erschüttert lässt. Ein Regentropfen fällt auf ihr Näschen.
Wettlauf gegen den Regen
Die Heuarbeiter halten inne und blicken nach oben. Jetzt huscht ein Blitz quer über den kompletten Himmel und taucht die Welt in ein magisches Licht. Es ist so hell, dass Mila sich die Augen zu halten muss. Für einen kurzen Augenblick ist es ganz still. „Was zum Donnerwetter war denn das“, fragen sich alle. Carlos fällt vor Schreck auf die Knie und Mila nutzt die Chance und klettert vom Strohhut herunter.
Tobi scheint das seltsame Lichtspektakel nicht zu stören, stellt Mila fest. Unbeirrt ruft er zu den Kindern: „Leute, der Regen ist unser größter Feind bei der Heuernte. Es darf auf gar keinen Fall nass werden, sonst ist unsere ganze Arbeit der letzten Tage pfutsch. Im schlimmsten Fall schimmelt das nasse Heu. Dann ist es für unsere Tiere ungenießbar. Das müssen wir verhindern.“ Nach seiner kurzen aber einprägenden Ansprache, setzt sich Tobi in Bewegung in Richtung Traktor-Hänger. Er winkt mit einer Armbewegung die Kinder zu sich heran und deutet ihnen ihm zu folgen. „Alle mir nach. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Heu klitschnass wird.“ ruft er energisch.
Das Zauberloch im Heuhänger und ein Superheld
Mila blickt dem Rotschopf Tobi nach. Jetzt rennt er über das Feld. Und ganz plötzlich, wie von Zauberhand, hat er einen schwarzen langen Umhang um den Hals hängen. In der Ferne krächzen Krähen und zerschneiden die Stille. Die lila-blau-farbigen Gewitterwolken hängen jetzt direkt über dem Feld. Sie tanzen bedrohlich tief am Himmel und formen sich sekündlich neu. Ein wirklich seltsames Bild. Denn es weht kein Lüftchen. Es ist windstill.
Mila traut ihren Augen nicht, als Tobi plötzlich in die Luft springt und beginnt zu fliegen. Ja, richtig gelesen. Er fliegt. Wie ein Vogel. Oder eher wie ein Superheld. Er hält die Arme ausgestreckt über den Kopf – so als würde er durch diese Geste schneller fliegen können. Jetzt positioniert sich Tobi erst über dem Heuhänger, wartet einen kurzen Moment und stürzt sich nun kopfüber in den riesigen Heuhaufen hinein. Kurz nachdem er im Heu verschwindet, leuchtet ein gigantischer Lichtstrahl aus dem Heuhaufen heraus. Wie ein Scheinwerfer strahlt das Licht nach oben und fällt auf die lila-blaue Gewitterwolke. Die Wolke hängt jetzt so tief über dem Traktor, dass es richtig einfach ist, sie jetzt zu berühren.
Das muss ein Traum sein. Mila blickt sich erstaunt um: auf dem Feld ist nun keine Menschenseele mehr zu sehen. Auch Carlo, der doch eben noch hinter ihr stand, ist verschwunden. Genauso wie das restliche Heu auf dem Feld. Alles ist weg. Aus der Ferne krächzen wieder die Krähen. Aber niemand ist zu sehen.
Thea teilt Sonnenbrillen aus
Viel Zeit zum Wundern bleibt dem Mäuschen jedenfalls nicht. Denn dort kommt schon ihre große Freundin, die Milchkuh Thea, gerannt. Sie läuft auf zwei Beinen und hat die drei Kälbchen vom Erlebnisbauernhof an der Hand – oder besser gesagt an der Hufe. Um Theas Hals hängt eine kleine Tasche. In einer Reihe laufen die Tiere schnurstracks zum Traktor und klettern auf den Hänger. Mila muss sich jetzt hinsetzen, um das Szenario besser beobachten zu können. Sie denkt kurz darüber nach, ob das was sie hier erlebt gruselig ist. Aber Angst hat sie keine. Vielmehr ist es spannend und auch ein bisschen komisch.
Thea steht immer noch mit den Kälbchen auf dem Hänger. Die große Kuh muss aufpassen, dass sie sich ihren Kopf nicht an den blau-lila-farbigen Gewitterwolken stößt. Jetzt setzt sie sich eine Sonnenbrille auf, denn der Lichtstrahl aus dem Hänger blendet sie richtig stark. Das sieht wirklich witzig aus. Die Kuh kramt in ihrer Tasche und angelt noch drei weitere Sonnenbrillen heraus. Diese setzt sie den Kälbchen auf ihre rosa Näschen.
Kälbchen, Zauberlöcher und Farbflüsse
Geschützt vom grellen Licht, deutet Thea den Kälbchen an, in das Heu zu springen. Und tatsächlich: ohne zu zögern hüpft Kälbchen Nummer eins dem Scheinwerferlicht entgegen und verschwindet im Heu. Plumps. Jetzt ist auch das zweite Kälbchen verschwunden. Schwupps. Eins nach dem anderen. Und auch das letzte Kälbchen ist verschwunden. Thea klatscht zufrieden in die Hufen. Dann klettert sie auf den höchsten Punkt des Traktors und holt einen kleinen Handbohrer heraus. Sie stellt sich auf Zehenspitzen und bohrt ein Loch in die tief hängende blau-lila-farbige Gewitterwolke. Nach getaner Arbeit, verstaut sie den Bohrer wieder sorgfältig in ihrer Tasche und bindet ein Seil an das Loch in der Wolke. Das andere Ende des Seils knotet sie sich um den Bauch.
Die Milchkuh richtet sich auf, rückt ihre Sonnenbrille zurecht und hüpft nun ebenfalls in den Lichtstrahl ins Heu. Mit diesem Sprung zieht sie auch die lila-blaue Farbe aus den Wolken mit in den Hänger hinein. Alles geht ganz schnell und das Mäuschen Mila springt jetzt doch erschrocken auf. Als alle Farbe aus den Wolken im Hänger verschwunden ist, erlischt das Scheinwerferlicht aus dem Hänger und zurück bleiben gelbe Käsewolken.
Mila bleibt der Mund offen stehen. Der Himmel hängt voller Käse. Gelbe dicke Gouda-Wolken. Ihrem Lieblingskäse. Ein Regentropfen fällt auf ihr Näschen. Sie leckt sich den Tropfen mit der Zunge ab. Aber was ist das? Das ist kein Wasser. Es schmeckt nach … nach Käse. Ein weiterer Tropfen fällt auf sie herab. Die Maus kostet erneut. Dann brüllt sie euphorisch: „ES REGNET KÄSESOßE!!“
Ein Käseregen für Mila – alles nur ein Traum?
Mila breitet die Arme aus. Die dreht sich im Kreis und richtet ihr Köpfchen dem gelben Himmel entgegen. Ihr Mäulchen hat sie sperrangelweit offen und fängt damit die dicken Käsesoßen-Tropfen auf. Noch einer und noch einer. Es schmeckt himmlisch. Dabei dreht sie sich immer schneller, bis sie hinfällt und einschläft.
Etwas ist nass. Mila öffnet die Augen. Sie liegt in der warmen Scheune neben ihrer Freundin Thea. Auf der anderen Seite sieht sie den Traktor mit dem Hänger. Darauf lagert feines, frisches, trockenes Heu. Ganz leise steht die kleine graue Maus auf und blickt sich um. Es ist alles wie immer. Sie hat wirklich nur geträumt. Kann das denn wahr sein? Mila lächelt und legt sich wieder zurück an Theas Bauch, der sich sanft zum Rhythmus ihres Atems hebt und senkt. Mit ihrer Pfote wischt sie etwas feuchtes von ihrer Nase. Es ist … Käsesoße.