Folge 17: Thea & Mila und die Party-Kehlchen

Sonnenstrahlen tanzen über gefrorene Felder und kahle Bäume. Alles glitzert und funkelt. Man möchte den Glitzer einsammeln, ihn in der Hand behalten und später abends unter der Bettdecke noch einmal anschauen. 

Auch bei den Tieren glitzert es heute. Im Stall leuchten bunte Lichter. Sie machen es hell und warm. Die Tiere beobachten schon eine ganze Weile, wie der Bauer große Lichterketten am Tor, an den Fenstern, im Gebälk und quer durch den Stall aufhängt. Der Bauer kümmert sich immer liebevoll um seine Tiere, fast so, als wären es seine Kinder. Deshalb fühlen sie sich bei ihm pudelwohl. Auch Thea und Mila sitzen dicht beieinander im Stroh. Sie sind ganz beseelt von Liebe und Lichterglück und schauen, was passiert. 

Warum der Bauer die Lichter aufhängt, wissen sie noch nicht.

Hoch oben im Stall gehen die Lichter an

Der Bauer klettert auf eine riesige Leiter. So gelangt er in die zweite Etage des Stalls, wo Heu und Stroh lagern. Von dort lehnt er eine kleinere Leiter an einen dicken Dachbalken und klettert sicher in den Dachstuhl. Der muss aber ganz schön schwindelfrei sein, denkt Thea, die Milchkuh. 

Der Bauer ist schon etwas älter, doch er weiß genau was er macht. Nagel für Nagel schlägt er in das Holz und wickelt die Lichterkette darum. Jeder einzelne Schlag lässt den ganzen Stall erschüttern. Plötzlich fliegen blitzschnell kleine Schatten aus dem Balken auf die andere Seite des Gebäudes. Kein anderes Tier hat sie wahrgenommen – nur das aufmerksamen Mäuschen Mila hat alles genau gesehen.

Die zehn Party-Kehlchen

Der Bauer beendet seine Arbeit, klettert vorsichtig die Leiter hinab und betrachtet stolz die bunten Sterne an seinem Dachhimmel. Mila aber hat nur Augen für die kleinen Wesen, die der bärtige Mann mit seinem Hämmern aufgescheucht hat. Geschwind klettert sie über geheime Gänge, die nur ganz kleine Tiere kennen können, hinauf zu dem Balken mit der Lichterkette. Da wäre der Bauer aber neidisch, wenn er gesehen hätte, wie ratzfatz die Maus hier oben ist. 

„Donnerlittchen!“, staunt Mila. Dann geht alles ganz schnell. Die Flattertiere setzen sich in Bewegung und landen aus dem Sturzflug heraus ganz sanft neben ihr. So wie Flugzeuge auf einer Landebahn. Ungebremst vor Freude ist auch unser Mäuschen. Ihre Worte überschlagen sich: „Ihr seid ja kleine Rotkehlchen. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs … zehn seid ihr. Was macht ihr denn hier? Und warum habt ihr Partyhüte auf dem Kopf? Was gibt es zu feiern?“

Jeder Tag ist ein Geschenk

„Hallöchen Mausi!“, quietscht eines der Rotkehlchen keck in Milas Gesicht. Mila räuspert sich und sagt freundlich aber bestimmt „Mein Name ist Mila. Und mich interessiert wirklich brennend, warum ihr hier seid?“

Der Vogel atmet tief durch und seufzt. Fast so, als sei er ertappt worden: „Also es ist so. Wir haben keine Lust mehr, den weiten Weg in den Süden zu fliegen. Warum auch? Hier ist es doch genauso warm und schön. Schau dich doch nur mal um. Außerdem machen wir am liebsten Party. Komm mit in unseren Unterschlupf.“

Die zehn Rotkehlchen hüpfen eins nach dem anderen in ein kleines Loch im Balken – Mila folgt ihnen neugierig.
Das gibt’s doch nicht! Das Mäuschen steht jetzt in einem winzigen Raum. Er ist gerade einmal so groß, dass die Vögel und die Maus da drin stehen können. Licht sucht sich einen Weg durch schmale Holzschlitze hinein und wird von einer Diskokugel umhergeschossen. Mila streckt die Hand aus und versucht, die Lichter zu fangen.

„Bodo der Specht hat uns den Raum gezimmert.“ zwitschert ein Rotkehlchen. Ein anderes fügt hinzu „Jap, seitdem feiern wir jeden Tag und bewegen uns zu lateinamerikanischen Tänzen. Jeder Tag ist einzigartig und ein Grund, fröhlich zu sein und zu singen. Übrigens wir nennen unsere Truppe die „Party-Kehlchen“. Möchtest du mitmachen? “ Mila findet das klasse und nickt begeistert.

Schon hat sie einen Party-Hut auf dem Kopf und einen Blumenkranz um den Hals. Dann bringt ihr ein anderes Rotkehlchen bei, wie sie zu rhythmischen Sambaklängen die Hüften schwingt. „Weißt du“, sagt eines der Party-Kehlchen, „heute ist ein ganz besonderer Party-Tag. Denn heute endet mit diesem Tag auch dieses Jahr. Ein Tag ist verglichen mit einem Jahr klein. Aber genauso viel wert. Weil nur viele kleine schöne Tage machen ein grandioses Jahr. Verstehst du? Und morgen startet mit Sonnenaufgang der erste frische Tag des neuen Jahres. Ist das nicht großartig?“ 

Mila ist gerührt. Ihr steckt ein dicker Klos im Hals. Sie nickt langsam. „Das ist wirklich schön“, flüstert sie.

Der letzte Tag im Jahr

Da hört sie plötzlich ein fernes Knallen. Dann noch einmal. Mila zuckt zusammen. 

Die Party-Kehlchen beruhigen das Mäuschen. „Ach ja“, sagt eines von ihnen, „das sind die Menschen. Die feiern auch gern. Aber meistens nur einmal im Jahr – nämlich heute, den letzten Tag im Jahr. Sie feiern Silvester und schicken mit lautem Getöse große Lichter in den Himmel, die in tausend Farben zerplatzen.“

Mila versucht, sich das vorzustellen. Und plötzlich geht ihr selbst ein Licht auf: Der liebe Bauer hat für die Tiere den letzten Tag des Jahres mit hunderten von Lichtern den Stall geschmückt. Das muss sie sofort ihrer besten Freundin Thea erzählen …

Wir wünschen euch einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr.

Zauberhaft vorgelesen: Thea & Mila als Hörspiel

Episode 04

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