Verwenden statt Verschwenden – Teil 1

Organisationen & Institutionen
5 Tipps für die Rettung von Lebensmitteln

11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Allein die Hälfte davon erzeugen wir im eigenen Haushalt. Ein anderer Teil wird durch Supermärkte verursacht und das überwiegend aufgrund von überschrittenen Haltbarkeitsdaten oder durch das Entsorgen wegen sogenannter Schönheitsfehler.

In unserer 3-teiligen Reihe „Verwenden statt Verschwenden“ stellen wir euch verschiedene Projekte vor, die aktiv und konkret etwas für die Rettung von Lebensmitteln tun. Sicher gibt es auch für euch eine passende App oder eine Retter-Initiative in deiner Nähe. Damit kann ein jeder ganz einfach helfen, was nicht nur positive Auswirkungen auf den eigenen Geldbeutel, sondern vor allen Dingen auch auf unsere Umwelt hat. Wir freuen uns, wenn euch die nachfolgenden Konzepte animieren, das eigene Konsumverhalten zu verändern. Vielleicht könnt ihr durch den bewussteren Umgang mit Lebensmitteln eine Vorbildrolle für andere einnehmen und diese zu einem nachhaltigeren Verhalten bestärken. 

(Denn je mehr diese Projekte unterstützen und gleichzeitig auch noch Lebensmittel retten, um so nachhaltiger wird sich unser Leben gestalten.)

1. Zu gut für die Tonne

Die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ will das Bewusstsein für einen sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren. Mit praktischen Tipps für zu Hause, aber auch spannenden Projekten, welche bereits in der Praxis umgesetzt sind, zeigt die umfangreiche Homepage wie die Reduzierung von Lebensmittelabfällen gelingen kann. Neben einer App, die schmackhafte Rezepte aus Resten vorschlägt, initiiert die Kampagne unter dem Motto „Deutschland rettet Lebensmittel“ eine jährliche Aktionswoche (29. September bis 6. Oktober). Alle Details zum Mitmachen sowie die bereits gelisteten Projekte, welche aktiv dabei sind, findet ihr hier.

„Zu gut für die Tonne“ ist eine nationale Strategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gegen die Lebensmittelverschwendung.

2. Goldene Tonne

Lebensmittel aus Mülltonnen von Supermärkten zu entwenden, ist rechtlich gesehen Diebstahl und kann somit als Straftat geahndet werden. Aber es gibt mittlerweile einen Supermarkt mit 14 Filialen, welcher dafür eine tolle Alternative gestartet hat: Mit seinem Konzept „Goldene Tonne“ wird einwandfreien Lebensmitteln eine zweite Chance gegeben. Die „Goldene Tonne“ findet man in Form eines Regal direkt hinter der Kasse vor. Darin befinden sich die Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, zur freien Entnahme.

Auch an unsere kleinen vierbeinigen Freunde wird gedacht: In der sogenannten „Mümmelkiste“ liegen Lebensmittel, die zwar nicht mehr ganz so frisch sind, allerdings für unsere Fellfreunde noch immer ein köstliches Fressen darstellen.

Ein ähnliches Konzept von Supermärkten sind sogenannte „Rettertüten“. Darin bieten verschiedene Discounter Obst- und Gemüsesorten, die kleine Schönheitsfehler haben oder bei denen die Verpackung beschädigt sind, zum kleinen Preis an. 

Das schöne ist, dass immer mehr Supermärkte diese oder ähnliche Konzept entwickeln und so das Bewusstsein für „Verwenden statt Verschwenden“ weiter fördern.

3. Vom Feld auf den Tisch

„Rübenretter“ Retterbox

Lebensmittelverschwendung findet im Grunde schon weit vor der Entsorgung im Supermarkt statt. Die Qualitätsanforderungen von Obst und Gemüse folgen eher optischen Merkmalen. Verwachsenes, Krummes oder Fleckiges wird vom Bauern gar nicht erst bezogen und landet erst gar nicht im Supermarkt.

Zum Glück wissen bereits viele, dass gutes Gemüse, zumeist sogar biologisch angebaut, nun mal keine solcher Normen erfüllt. Denn auf die inneren Werte kommt es an. Die „Rübenretter“ aus Neumarkt, in Bayern, haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich genau diesem Obst und Gemüse anzunehmen. In enger Zusammenarbeit mit ausgewählten Landwirten verfolgen sie das Ziel „Gemüse in seiner Vielfalt und seinem natürlichen Wachstum“ zu erhalten. Die betreffenden Landwirte werden auch auf der Homepage vorgestellt, so dass jeder Käufer einer Retterbox weiß, welchen Bauernhof er mit seinem Kauf unterstützt hat. 

Etepetete

Ein ähnliches Konzept wie die „Rübenretter“ setzt das Team von Etepetete mit ihren Biokisten um. Darin befinden sich nur Obst und Gemüse mit Charakter: krumm, zu groß geraten oder mit der ein oder anderen Beule. Die sechs verschieden großen Boxen, kommen regelmäßig direkt vom Feld ausgewählter Bio-Bauern aus Bayern und Italien, zu ihren Kunden nach Hause.

Damit wollen sie erreichen, dass neben dem Essen von guten Lebensmitteln, gleichzeitig auf die Natur Rücksicht genommen sowie die Arbeit der (vorwiegend Demeter- und Bioland-zertifizierten) Bauern/-Bäuerinnen wertgeschätzt wird. Klima- und plastikneutraler Versand machten es möglich, dass sie bereits 15 Tonnen charakterstarkes Gemüse gemeinsam mit ihren Kunden retten konnten.

4. Brot-Retten

BrotGut

In Sachsen gibt es eine Bäckerei, welche sich Backwaren annimmt, die nicht abverkauft werden konnten. Alle Backwaren vom Vortag ziehen bei der Bäckerei Wendl einfach um, in den sogenannten „BrotGut“-Laden. Dort können Brot, Brötchen sowie Kuchen und Stückgebäck zur Hälfte günstiger gekauft werden. Gleichzeitig werden ausgewählte Backwaren an die Leipziger Tafel sowie an die Tiere des Leipziger Zoos oder Wildparks gespendet. 

Vortagsbäcker

Wer einfach aktiv etwas dafür tun möchte, dass auch Backwaren eine zweite Chance gegeben wird, kann das bei den sogenannten Vortagsbäckern. Mittlerweile gibt es deutschlandweit gut ein Duzend Bäckereien, welchen mit ihrem vergünstigten Brot vom Vortag Genießern eine Freude bereiten können. Eine jene Bäckerei ist die Bäckerei Schmidt aus Nordrhein-Westfalen. Diese bietet in ihren „24+ Gutes von Gestern“-Filialen Bäcker-Leckereien vom Vortag an – und das zum halben Preis. In diesen Filialen werden Backwaren, die nach 24 Stunden immer noch frisch sind, verkauft. Haltet die Augen auf! Vielleicht bietet auch euer Bäcker um die Ecke Brot-Rettertüten an.

Heldenbrot

Bei all den wunderbar einfachen Möglichkeiten, selbst fast-noch-frische-Backwaren zu retten, gibt es noch eine weitere außergewöhnliche Möglichkeit. Besonders kreative Food-Warriors, welche etwas für das bewusste Bewahren von Lebensmitteln tun, sind die Macher von Heldenbrot. Die Unternehmensgründer kaufen alles an Brot auf, was Bäckereien & Shops nicht mehr vertreiben können. Das macht täglich ca. 20% aus. Die Devise von Heldenbrot: „Wir stoppen das sinnlose Brotsterben, denn wir glauben an ein Leben nach dem Brot. Der Konsum nennt es „Abfall“, doch wir haben den Einfall, der den Brotwert bewahrt. Unsere Antwort auf Verschwendung heißt Verwendung. Brösel für Brösel verändern wir die Welt. Wir retten was gut ist, für eine Zukunft die gut isst. Wir sind Brotretter.“. Was daran so kreativ ist: sie produzieren Nudeln sowie sog. Brotlinge daraus. Diese Produkte könnt ihr wiederum in vielen Geschäften und Supermärkten (dort wo die geretteten Brote teilweise herkommen) wieder käuflich erwerben. Upcycling im Lebensmittelbereich! Heldenbrot hat mittlerweile über 150 Tonnen an gerettetem Brot verarbeitet. Das entspricht einer sonst vergebens bewirtschafteten Feldfläche von 620 Mio qm und würde den Magen von 8,9 Mio Menschen füllen.

Seid dabei und gebt den Brot-Nudeln, eine Chance. Wie köstlich man diese auch noch zubereiten kann, zeigen die vielfältigen Rezepte auf der Homepage von Heldenbrot. Bewusst kaufen, gemeinsam zubereiten und genießen!

5. Initiative - Foodsharing

Die Initiative setzt Foodsaver ein, die sich auf lokaler Ebene gegen Lebensmittelverschwendung engagieren. In privaten Haushalten sowie Betrieben holen sie überschüssige Lebensmittel ab und verteilen sie weiter. Bereits 11.200 Betreiber kooperieren mit der Initiative. Seit 2012 aktiv in Deutschland, Österreich, Schweiz und weiteren europäischen Ländern können sie mittlerweile bereits mit 200.000 NutzerInnen diese Vision aktiv leben. Eine Karte auf der Homepage zeigt in welcher Weise man selbst mitwirken bzw. wo man gerettete Lebensmittel abholen kann – egal, ob in Form von Essenkörben, als Fairteiler oder in aktiven Ortsgruppen.

Mit dem Fairteiler hat diese Initiative eine weitere Aktion zum Thema Foodsharing geschaffen. Die Fairteiler sind öffentlich zugängliche Orte, wie Regale, Schränke oder Kühlschränke, zu denen Menschen Lebensmittel bringen können und aus denen auch jeder kostenlos entnehmen darf. 

Eine Auflistung mit den derzeit 1.060 bestehenden Fairteilern in ganz Deutschland findet ihr auf deren Homepage.

Interessant ist, dass sich bereits unzählige Städte und Gemeinden der Aktion angeschlossen haben. Erst, wenn es neben einem foodsharing-Team vor Ort auch eine von der Stadtverwaltung unterschriebene Motivationserklärung als Symbol der Partnerschaft zwischen foodsharing und der öffentlichen Hand gibt, wird diese Stadt als Partner aufgeführt.

Ihr könnt online pro Land bzw. Bundesland einsehen, welche Gemeinden bereits dabei sind. In Sachsen haben sich schon insgesamt 14 dafür stark gemacht; z.B. Bautzen, Chemnitz, Dresden, Freiberg, Görlitz, Hoyerswerda, Leipzig und Zittau.

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