Das verlassene Bienenvolk

Es ist Sommer und die zweite Honigernte steht vor der Tür. Wie jede Woche macht sich unser Heinrichsthaler Mitarbeiter und Hobby-Imker Florian auf den Weg zu den Bienen auf dem Werksgelände, um nach dem Rechten zu sehen. Nach kurzer Zeit stellt er fest: hier stimmt etwas nicht: 

Nach der Überprüfung der vier Völker entdeckt er, dass ein Volk ohne Weisel (Königin) ist. Aber wo ist die Bienenkönigin geblieben? Eine Vermutung ist, dass die Weisel auf dem Hochzeitsflug*, der sie kilometerweit entfernt von ihrem Stock führt, verloren gegangen ist. Vielleicht ist sie einem Vogel zum Opfer gefallen?

Fest steht: ohne ihre Königin kann das Volk nicht überleben. Deshalb hängt Florian eine Wabe mit Brut, in der unterschiedliche Brutstadien wie Eier, Larven und Puppen enthalten sind, aus einem anderen Volk in den Stock des Volkes ohne Königin. Nun heißt es geduldig sein. Denn aus dieser jungen Brut, können sich die Honigbienen eine neue Königin ziehen. 

Nach vier Wochen kontrolliert Florian den Rettungsversuch. Die Spannung steigt. Schon von weitem erkennt Florian, dass am Flugloch weniger Betrieb ist und auch beim Öffnen des Kastens vernimmt er nur ein lautes trauriges Brummen im Volk. Die Durchsicht gibt Florian traurige Gewissheit: er kann keine neue Weisel entdecken. Das Volk ist hoffnungslos. 

Die Bienen und Die Auflösung des Volkes unser Ökosystem

Durch das Fehlen der Königin und die dadurch entstandene lange brutfreie Phase, ist das Volk geschwächt. In diesem Zustand ist es den Bienen kaum möglich, eine neue Weisel aus der Brut zu ziehen. Zudem kann es passieren, dass Arbeiterinnen aufgrund des fehlenden Königinnenpheromons unbefruchtete Eier legen. Normalerweise ist das Eierlegen der Königin vorbehalten. Die daraus entstehenden Afterweiseln sind gegenüber anderen Bienen äußerst aggressiv und hindern das Bienenvolk daran, eine fremde Königin als ihre eigene zu akzeptieren. Dieser Vorgang wird „einweiseln“ genannt. Nun muss das Volk aufgelöst werden. 

Dazu bekommen die Bienen einige kräftige Rauchstöße und werden später bei gutem Flugwetter ungefähr 10 Meter vom Stand sanft auf die Wiese gefegt. Der Rauch veranlasst die Bienen sich mit Honig vollzufressen. Mittlerweile hat Florian auf dem alten Standort ein anderes Volk platziert. Die vollgefressenen Bienen fliegen von der Wiese auf und begeben sich zu ihrem neuen Zuhause. Über das mitgebrachte Futter freut sich das Bienenvolk und heißt deshalb die Besucher willkommen. Die flugunfähigen Afterweiseln hingegen bleiben auf der Wiese zurück und stellen keine Gefahr mehr dar.

*Hochzeitsflug: Der Hochzeitsflug ist die in der Luft stattfindende Begattung der Königin. Bei den meist Kilometer weit entfernten Drohnensammelplätzen warten potenzielle Drohnen darauf, die Königin, zu begatten. 

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